Unfälle

Viele gefährliche Ereignisse im Eisenbahnverkehr sind für die Niedtalbahn nicht dokumentiert. Gleichwohl kam es auch hier zu Unfällen. Dabei stellen nicht nur die Bahnübergänge in Siersburg besondere Gefahrenquellen dar. So sind eine Kollision eines Zuges mit einem Lkw, der hinter dem Bahnübergang in der Hauptstraße nach links in den Bahnweg einbiegen wollte, dabei aber den Bahnübergang wegen des entgegenkommenden Verkehrs noch nicht geräumt hatte, wie auch ein tödlicher Personenunfall mit einer von Bouzonville in einer Samstagnacht zurücklaufenden Lokomotive in Höhe des Bahnübergangs in der Bahnhofstraße in Erinnerung geblieben, ohne dass aktuell eine Datierung der beiden Ereignisse möglich wäre.

Noch im Dezember 2016 soll es nach einem Bericht von „Breaking News Saarland“ auf der Plattform Facebook vorgekommen sein, dass eine Fahrzeugführerin ihren Pkw im Gleisbereich angehalten hat, um eine Postsendung in unmittelbarer Nähe zum Bahnübergang in der Hauptstraße zuzustellen. Die in Richtung Hemmersdorf (Saar) verkehrende RegionalBahn konnte vor dem Gefahrenort angehalten werden. Schäden sind keine bekannt.

Das Linksabbiegen von der Hauptstraße in den Bahnweg ist Führern von Fahrzeugen mit Anhänger mittlerweile und abweichend zum oben genannten Ereigniszeitpunkt durch Verkehrszeichen untersagt. Damit kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass sich Fahrzeugführer über diese Anordnung hinwegsetzen. Denn auch zum zuerst genannten Ereigniszeitpunkt bestand die Pflicht, den Bahnübergang zu räumen und die Annäherung des Zuges wurde nicht nur optisch, sondern auch akustisch angezeigt. Gleichwohl kann eine kleine Unachtsamkeit bereits genügen, ein gefährliches Ereignis herbeizuführen.

Wenn auch ohne Anspruch auf Vollständigkeit sollen die Schattenseiten des Eisenbahnbetriebes daher nicht völlig unberücksichtigt bleiben. Hierbei kann es nicht darum gehen, Sensationslust zu befriedigen, sondern ausschließlich darum, sich sachlich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Wer Fehler identifiziert hat, ist in der Lage, sie künftig zu vermeiden. Die aufgegriffenen Ereignisse wären wohl nicht der Rede wert, hätten sich alle Beteiligten regelkonform verhalten. Nun ist Irren aber nur menschlich und vor einem Augenblicksversagen niemand gefeit. Zwei Ereignisse, zu denen anderenorts digitale Dokumente aufgefunden werden können, sollen daher hier aufgegriffen werden. Sie sind – so wird man sicherlich feststellen müssen – jeweils Ergebnis eines als Ursachenbeschreibung in Unfallberichten sehr häufig genannten menschlichen Versagens.

Hemmersdorf (Saar), 25. Januar 1994

Am 25. Januar 1994 entgleisten die letzten Wagen des aus Richtung Niedaltdorf in den Bahnhof Hemmersdorf (Saar) einfahrenden Kalkzuges etwa bei Kilometer 10,8 auf der Weiche. Als Grund für die Entgleisung wurde das Stellen der Weiche zur Unzeit, d.h. unter dem fahrenden Zug bekannt. Da vom Arbeitsplatz des Fahrdienstleiters aus gute Sicht auf den Bereich der Weiche und die Signale besteht, wirft das Verhalten des Fahrdienstleiters am Ereignistag Fragen auf.

Lage des Entgleisungsortes im Bahnhof Hemmersdorf (Saar) auf der Basis der in OpenRailwayMap enthaltenen Informationen zur Gleislage. Der Pfeil zur Kenntlichmachung des geplanten Fahrweges des Kalkzuges sowie die Kommentare wurden hier nachträglich eingefügt.

Bei dem Ereignis wurden Gleise und zwischen den beiden Bahnhofsgleisen aufgestellte Signale – Ausfahrtsignal C sowie das Ausfahrtvorsignal in Richtung Siersburg – beschädigt. Die Bergung der teils recht tief ins Gleisbett eingegrabenen entgleisten Wagen gestaltete sich infolge des in den Wagen transportierten ungelöschten Kalks schwierig. Die Arbeiten dauerten mehrere Tage. In der Fotogalerie von Herrn Jörg Klawitter sind zu diesem Ereignis zwei Fotos enthalten, die einmal von der Brücke der Niedaltdorfer Straße und einmal vom Bahnsteig aus den Unfallort während der Bergungsarbeiten zeigen. Da die unabhängige Untersuchung von gefährlichen Ereignissen mit Veröffentlichung von Untersuchungsberichten noch recht jung ist, liegt zu diesem Ereignis kein offizieller Unfallbericht vor, aus dem hier zitiert werden könnte.

Einführung der unabhängigen Eisenbahnunfalluntersuchung

Mit der Umstrukturierung der Bundeseisenbahnen und der Liberalisierung des Schienenverkehrs einher ging die Einrichtung einer Untersuchungsstelle für gefährliche Ereignisse im Eisenbahnverkehr. Diese Stelle wurde zunächst als Eisenbahn-Unfalluntersuchungsstelle des Bundes bei dem Eisenbahnbundesamt eingerichtet. Es handelt sich um den Vorläufer der heute für die Untersuchung von gefährlichen Ereignissen im Eisenbahnverkehr zuständigen unabhängigen Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU).

Die BEU ist eine selbstständige Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Sie wurde aufgrund des Gesetzes zur Neuordnung der Eisenbahnunfalluntersuchung vom 27. Juni 2017 (BGBl. 2017 I, S. 2085) sowie dem darauf basierenden Organisationserlass vom 14. Juli 2017 errichtet. Damit setzt der Bund die Vorgaben aus der Richtlinie (EU) 2016/798 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Mai 2016 über Eisenbahnsicherheit (Amtsbl. EU Nr. L 138/102 vom 26. Mai 2016) um. Die unabhängige Untersuchung von gefährlichen Ereignissen im Eisenbahnverkehr dient ausschließlich der Verbesserung der Eisenbahnsicherheit und der Vermeidung künftiger Unfälle. Sie ist also strikt von anderen, insbesondere straf- und zivilrechtlichen Ermittlungen zu unterscheiden.

Die für die Eisenbahnunfalluntersuchung zuständige Stelle veröffentlicht Berichte zu den von ihr untersuchten gefährlichen Ereignissen im Eisenbahnverkehr. Dadurch sind der Öffentlichkeit solche Dokumente heute zugänglich, aus denen sich Eisenbahnunfälle und ihre Ursachen entnehmen lassen. Ein solches zugängliches Dokument betrifft auch ein gefährliches Ereignis, das sich auf der Niedtalbahn ereignete.

Dillingen (Saar), 13. November 2014

Am Donnerstag, dem 13. November 2014, kollidierte gegen 11.14 Uhr der in den Bahnhof Dillingen (Saar) eingefahrene Niedtalexpress – RegionalBahn 13764 – mit einem nicht grenzzeichenfrei stehenden Wagen einer Rangierabteilung bei Kilometer 19,834 auf der im Fahrweg der ReginalBahn liegenden Weiche 78. Dabei wurde das Triebfahrzeug der RB, der Triebwagen 628 454-0, erheblich an der Front beschädigt. Der Wagen der Rangierabteilung, ein Güterwagen der Bauart Facs 124 entgleiste mit dem hinteren Drehgestell sowie einer Achse des vorderen Drehgestells. Das die Rangierabteilung bewegende Zweiwegefahrzeug sowie der Güterwagen werden an der Zug- und Stoßeinrichtung erheblich beschädigt. Der Führer des Zweiwegefahrzeuges wird bei der Kollision leicht verletzt. Die Sachschäden an Fahrzeugen und Infrastruktur werden mit 334.000 Euro angegeben.

Lage des Kollisionsortes im Bahnhof Dillingen (Saar) auf der Basis der in OpenRailwayMap enthaltenen Informationen zur Gleislage. Die Pfeile und Kommentare zur Kenntlichmachung von geplanten Fahrwegen der Regionalbahn (rot) und der Rangierabteilung (blau) sowie der Kollisionsort wurden hier nachträglich eingefügt.

Die Rangierabteilung sollte nach Beendigung des Einschotterns von Gleis 25 nach Gleis 26 umgesetzt werden. Dazu wurde mittels des Zweiwegefahrzeuges der entleerte Güterwagen über die Weichen 76 und 77 in Richtung der Weiche 78 geschoben, um nach Freiwerden der Weiche 76 diese umstellen und die Rangierarbetilung nach Gleis 26 wieder vorziehen zu können. Diese Rangierbewegung war mit dem örtlich zuständigen Fahrdienstleiter nicht wie es erforderlich gewesen wäre in einer Rangiervereinbarung festgelegt, sondern eigenmächtig und nicht regelkonform durchgeführt worden.

Der Untersuchungsbericht kann auf der Website der Bundestelle für Eisenbahnunfalluntersuchung abgerufen werden (Az.: 60uu2014-11/011-3323 vom 17. März 2017, abgerufen am 14. August 2022).