Im 19. Jahrhundert wurden Stimmen laut, die den Ausbau der Nied zur Schifffahrtsstraße als Verbindung zwischen Saar und Obermosel forderten. Dieses Vorhaben hätte jedoch Investitionen von mehr als 22 Millionen Mark erfordert. Es gelangte nicht zur Auführung. Die auf Anregung von Reichskanzler Otto von Bismarck eingesetzte Elsaß-lothringische Kommission für den Bau von Lokaleisenbahnen schlug 1878 stattdessen die Errichtung einer Bahnlinie vor. Mit Kosten in Höhe von rund 9,6 Millionen Mark war die Realisierung dieses Vorschlages konsensfähig.
Das preußische Parlament beschloss den Bau am 12. März 1897. Die Bahnlinie wurde als zweigleisige Hauptbahn projektiert. Sie führte von Busendorf (heute Bouzonville) über Filsdorf (heute Filstroff, Streckenkilometer 3,3), Gerstlingen (heute Guerstling, Streckenkilometer 7,5), Niedaltdorf (Streckenkilometer 8,7), Hemmersdorf (Streckenkilometer 10,9), Siersburg (früher: Büren-Itzbach, Streckenkilometer 15,3) nach Dillingen (Saar), wo sie nach 20,3 km endet (s. Kartenausschnitt oben). Für diesen Streckenverlauf hatten sich die Gemeinden von Busendorf und Dillingen (Saar) stark gemacht. Die Gemeinde Dillingen (Saar) hatte für einen Zuschuss in Höhe von 25.000 Mark den Zuschlag als Endpunkt der Strecke erhalten. Von den Baukosten trug der preußische Staat 8.991.000 Mark, Elsaß-Lothringen 337.500 Mark, der Kreis Saarlouis 224.000 Mark sowie die Dillinger Hütte 100.000 Mark. Von anderen Kostenträgern wurden 11.500 Mark aufgebracht.
Die von April 1899 an von den Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen erbaute zweigleisige Strecke wurde am 1. Juli 1901 in Betrieb genommen. Ein eingleisiger Weiterbau, der einen durchgehenden Zugverkehr zwischen Dillingen (Saar) und Metz ermöglichte, wurde 1908 eröffnet. Von Bouzonville wird die Strecke durch den 215 Meter langen Bouzonviller Tunnel und den 212 Meter langen Borny-Tunnel durch das Niedtal geführt.
Sie quert in Niedaltdorf den Ihner Bach auf einer Stahlbrücke und erreicht den nach der Rückgliederung des Saargebietes in das Deutsche Reich am 1. März 1935 durch die Deutsche Reichsbahn eingerichteten Haltepunkt. Dieser ist betrieblich ein Bahnhofsteil des Bahnhofs Hemmersdorf, der nach Durchfahren des nach dem II. Weltkrieg aufgeschlitzten Niedaltdorfer Tunnels und Vorbeifahrt an der Wackenmühle mit dem Empfangsgebäude auf der linken Seite und langer Militärrampe an der rechten Seite passiert wird.
Entlang der Nied führt die Strecke nun nach Siersburg, wo sie das Niedtal verlässt und nach Querung der Hauptstraße in den Bahnhof mündet, von dem heute lediglich das durchgehende Gleis vorhanden ist. Sodann verläuft die Strecke in einem Einschnitt eines Ausläufers des Hoesberges unter der Hardtbrücke – einer Steinbogenbrücke – hindurch am ehemaligen Jagdschloss „Heßmühle“ vorbei auf einen Damm. Nachdem die Strecke die Saar und die Saarstrecke überquert hat, verlässt sie den Bahndamm und mündet in den Bahnhof Dillingen (Saar).
Lesen Sie mehr in den Kapiteln
- Wirtschaftliche Vorteile für die Dillinger Hütte
- Politische Motivation des Streckenbaus
- Anlage der Strecke und der Bahnhöfe
- Empfangsgebäude, Stellwerke und Wärterhäuser
- Große Brückenbauwerke
Quellen
Die Ausführungen und Darlegungen auf dieser Website entstammen den nachfolgend aufgeführten Quellen:
- Gerhild Krebs, Eisenbahnlinie Dillingen – Bouzonville – Metz (zuletzt abgerufen am 28. Februar 2022)
- Karin Maaß, Eisenbahnnetz und Bahnhofsbau im Reichsland Elsaß-Lothringen (zuletzt abgerufen am 28. Februar 2022)
- Viktor Freiherr von Röll, Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Elsaß-Lothringische Eisenbahnen (zuletzt aufgerufen am 28. Februar 2022)
- Karl-Heinz Becker/Hermann Pacem, 100 Jahre Niedtalbahn, Eigenverlag, 2001
- Dieter Lorig/Franz-Josef Weisgerber, Die Eisenbahnen im Landkreis Saarlouis, Erfurt, 2016
- Leyes, Julian, Wiederaufnahme eines grenzüberschreitenden Schienenverkehrs über die Niedtalbahn, Bachelorthesis, Hochschule Kaiserslautern, 2021, via VCD Landesverband Saarland (zuletzt abgerufen am 9. August 2022)
- Ried, Werner Matthias, Infrastruktur und Entwicklungspotenzial der Eisenbahn im SaarLorLux-Raum, Dissertation, Universität Trier, 2014, via Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen (zuletzt abgerufen am 9. August 2022)
- Jörg Klawitter, Die Niedtalstrecke Dillingen – Bouzonville im Wandel der Zeit – Fotogalerie (zuletzt abgerufen am 28. Februar 2022)
- Klaus Erbeck, Eisenbahnstrecken in Deutschland (zuletzt aufgerufen am 17. Dezember 2022)
- Wikipedia „Niedtalbahn“ (zuletzt abgerufen am 28. Februar 2022)
- OpenRailwayMap (zuletzt abgerufen am 7. August 2022)
- Ulrich Streiter, 0-gleich-Dampflok.de, Im Norden und Süden des Hunsrück (zuletzt abgerufen am 31. Oktober 2023)
Darüber hinaus werden im Einzelfall weitere Bezüge durch Verlinkung direkt hergestellt. Dies geschieht insbesondere dort, wo für das Verständnis der Leserinnen und Leser hilfreiche weitere Informationen zu den geschilderten Gegenständen unabhängig von der Zuordnung zur Streckengeschichte aufgefunden werden können.
Eisenbahnromantik – Die Niedtalbahn multimedial
Der Südwestrundfunk widmete der Niedtalbahn die Folge 992 seines Formats „Eisenbahnromantik“, die erstmals am 3. April 2020 unter dem Titel „Endstation französische Grenze – Die Niedtalbahn“ gezeigt wurde und über die Mediathek der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt abgerufen werden kann.