Das Hemmersbach-Projekt

Unter dem Titel „Das Hemmersbach-Projekt“ wird eine modellbahnerische Umsetzung von Motiven der Niedtalstrecke beschrieben. Da sich das Projekt in der Entwicklungsphase befindet, sind die nachfolgenden Ausführungen nicht abschließend, sondern werden nach dem Projektfortschritt laufend ergänzt.

Ausgangsüberlegungen

Meine Überlegungen, ein Motiv der Niedtalstrecke im Modell umzusetzen, reichen bis in die 1990er Jahre zurück. Zur Ausführung sind sie jedoch nicht gekommen. Geblieben von den Überlegungen sind ein paar Zeichnungen und Skizzen. Sie stammen aus einer Zeit, in der PC-Software und Applikationen bei der Planung einer Modellbahnanlage noch nicht oder nur im Ausnahmefall unterstützt haben. Seitdem ist viel Zeit vergangen und moderne Planungshilfen für den PC sind längst üblich geworden. Und auch die Anlagenidee hat sich weiterentwickelt. Nunmehr ist auch ganz konkreter Raum ins Auge gefasst, der als Modellbahnwerkstatt dienen kann.

Bei der Konzeption war von Anfang klar, dass es eine 2-Leiter-Gleichstromanlage in der Baugröße H0 sein müsste, da die erste eigene Modellbahn eine solche war und deshalb bereits ein Grundbestand an Fahrzeugen vorhanden ist. Bei der Wahl eines Vorbildbahnhofs bieten sich nur Siersburg im Zustand bis ca. 1979 und Hemmersdorf im Zustand bis ca. 1987 an. Dabei spricht für Hemmersdorf, dass die interessanteren Zugbewegungen in der Mitte der mir persönlich in Erinnerung gebliebenen 1980er Jahre dort stattfanden. Darüber hinaus ist der historische Gleisplan recht gut dokumentiert. So findet sich in dem 1991 erschienenen Werk von Ulrich Rockelmann, „98 Bahnhofspläne für Modellbahner und Eisenbahnfreunde“ aus dem Verlag der MIBA, folgender kleiner Artikel mit Spurplan des Bahnhofs Hemmersdorf im Zustand des Jahres 1984:

Die Wiedergabe erfolgt hier mit freundlicher Erlaubnis des MIBA-Chefredakteurs für die GeraMond Media GmbH, München. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön für die unkomplizierte Beantwortung meiner Anfrage an die Redaktion.

Nun gibt der Spurplan zwar die Anzahl der Gleise, ihre grundsätzliche Anordnung im Bahnhofsbereich sowie die Signalisierung mit ihren Besonderheiten im Wesentlichen wieder, jedoch nicht die Lage des Bahnhofs in der Natur. So täuscht die Skizze auch über die tatsächliche Lage des Empfangsgebäudes mit Güterschuppen und Rampe sowie über die Länge der Militärrampe an Gleis 4, was jedoch durch die dem Format der Publikation geschuldete Reduktion erklärbar ist. Jedenfalls ist die damalige Signalisierung mit ihren Besonderheiten hierin sehr gut dokumentiert. Längst hat der Bahnhof die Gleise 3 und 4 sowie das Ladegleis am Güterschuppen und eine Reihe von Signalen eingebüßt. Ihr Vorhandensein und ihr Aufstellungsort lassen sich aber sehr gut anhand der Abbildung nachvollziehen.

Umsetzungsvarianten

Dass sich die Umsetzung des Vorbildes stärker an der Lage der Bahnhofsanlagen in der Natur orientiert, versteht sich von selbst. Einen Aufschluss über diese kann eine Betrachtung des Kartenausschnitts in OpenRailwayMap bieten:

Ausschnitt aus OpenRailwayMap, abrufbar unter: https://www.openrailwaymap.org/ (abgerufen am 19. Januar 2025).

Dank heute verfügbarer, sehr originalgetreuer Miniaturen ließe sich die ursprüngliche Vorbildsituation recht vorbildgerecht auf einer Modellbahnanlage umsetzen:

So steht etwa mit „mein Gleis“ von Rolf Weinert ein sehr vorbildgetreues Gleissystem zur Verfügung, das zu einer modellbahnerischen Umsetzung geradezu einlädt. Allerdings führt die Vorbildtreue ohne Umwege zur Frage aller Fragen, die sich – so steht es in jedem Werk über das Planen von Modellbahnen – jeder Modellbahner stellen muss: Wie groß ist der Platz, der zur Verfügung steht? Eine Umsetzung wie oben in der Abbildung des Modellgleisplans gezeigt, benötigt eine verfügbare Länge von immerhin gut sieben Metern und eine Breite von knapp zwei Metern.

Weist der zur Verfügung stehende Kellerraum aber lediglich ein Maß von 3,60 x 3,80 Metern auf und soll die Anlage dort hineinpassen, dann hieße es, Kompromisse zu schließen, die zu folgendem Ergebnis führen könnten:

Das Beispiel wurde mit dem Roco-Line-Gleis mit Bettung modelliert und steht gegenüber der davor gezeigten Variante „auf dem Kopf“, d.h. der Bahnhof ist gegenüber dieser um 180° gedreht. Das Konzept ermöglicht einen Anlagenaufbau innerhalb der räumlichen Grenzen, die durch die Abmessungen des Kellerraums vorgegeben sind. Indem für den im Modell später offen einsehbaren Teil der Kurvengleise der Standardradius R9 (r = 826,4 mm) als engster Bogen gewählt wurde, ergeben sich gegenüber der darüber gezeigten Variante mit einem kleinsten Bogenhalbmesser von ca. 2.100 mm erheblich engere Bögen. Die gegenüber den EW 49-190 1:6,6 (8,6°) der „Weinert-Variante“ wesentlich steileren 15°-Weichen aus dem Roco-Line-Baukasten sowie der Ersatz von zwei Weichen an der Einfahrt aus Richtung Siersburg (hier links im Bild) durch eine doppelte Kreuzungsweiche reduziert den Längenbedarf zusätzlich. Herausfordernd ist hierbei die Länge des Ausziehgleises nicht zu sehr zu beschneiden, damit das Aussetzen von Wagen, die bei der Zollabfertigung nicht den Anforderungen genügen, nicht im Verborgenen – sprich: im „Schattenbahnhof“ – geschehen muss. Ohne die Vorbildsituation zu akribisch nachzuahmen, sich aber auch nicht zu weit von der Vorbildsituation zu entfernen, kann die Anlage damit ganzjährig für einen interessanten Modellbahnbetrieb genutzt werden.

Würde die Anlage allerdings so konzipiert, wie etwa das „Weschnitztal-Überwald-Projekt“ – die MIBA berichtete zu ihrem 75. Jubiläum in mehreren Ausgaben -, wäre zwar ein Betrieb nur bei Betriebssessions möglich, die in einem Raum stattfinden müssten, der ausreichend groß ist, die Anlage nebst den in den Modellgleisplänen nicht dargestellten (Betriebs-)Bahnhöfen (Fiddle Yard?) oder Strecken aufzunehmen. Interessant ist diese Variante durchaus schon deshalb, weil eine 51er mit „Suppe“, wie sie etwa 1976 auf der Strecke anzutreffen war, im Modell eine Gleislänge von mindestens 2,15 – 2,25 Metern zwischen den Grenzzeichen benötigt und der auf den Raum eingekürzte Modellgleisplan diese Länge für das zur Zugkreuzung benötigte Gleis 2 nicht hergibt. Auch bei einer Bespannung der „Suppe“ mit einer V90 würden es etwas mehr als zwei Meter sein müssen, die in der „Roco-Variante“ nur eben so erreicht werden. Hinzu tritt, dass auch in den R9- und R10-Bogen des Roco-Systems die 390 mm langen Torpedo-Pfannenwagen reichlich nach bogeninnen von der Gleismitte Abstand gewinnen und auch die Silberlinge des Niedtalexpress der 1970er und 1980er Jahre für dieses Bogenhalbmaß eigentlich zu lang sind.

Eine Entscheidung gegen eine Zeitreise wie sie etwa die Modellbundesbahn zu ihrem Konzept gemacht hat – s. hierzu auch MIBA-Spezial 150, Bundesbahn-Sehnsuchtsorte – und für das komprimierte, auf das Wesentliche reduzierte Anlagenkonzept ist zum jetzigen Zeitpunkt (Januar 2025) noch nicht gefallen…